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Göttlicher Abschied

Matthias Zierold hält in Friesau letztmals einen Biker-Gottesdienst - Rührende Momente
Von Mike Finke Friesau.

Einen wahrhaft göttlichen Abschied erlebte Pfarrer Matthias Zierold am Sonntag in Friesau. Beim 19. Biker-Treffen hielt er zum letzten Mal einen Biker-Gottesdienst und verabschiedete sich in diesem Rahmen von seinen Mitstreitern und allen befreundeten Motorrad-Fans.

Schon immer hatte das Wetter beim Biker-Treffen eine wichtige Rolle gespielt. Zumeist gestaltete es sich trüb und grau. Doch diesmal schien der Pfarrer den "Draht nach oben" gefunden zu haben. Sonnenstrahlen und ein wolkenloser Himmel begleiteten Matthias Zierold auf den Weg zur letzten Biker-Predigt. "Wenn Wolken am Himmel wären, würde ja Gott nichts sehen", scherzte da ein Motorrad-Fahrer.

Ganz traditionell kam der Biker-Pfarrer mit seiner Moto-Guzzi auf den Festplatz, bevor er die aus einem Motorrad-Vorderteil bestehende Kanzel betrat.

In seiner lockeren Art blickte Matthias Zierold auf die vergangenen 19 Treffen zurück. "Es war eine schöne Zeit mit euch", resümierte Zierold. Und es sei eine Zeit gewesen, in der er viele Gesichter gesehen habe, die nun teilweise nicht mehr zu sehen seien.

Natürlich brachte der Biker-Pfarrer auch das Wetter mit zur Sprache. "Immer wieder wollten die Bauern wissen, wann Biker-Treffen ist, denn Regen war hier garantiert", erinnerte sich Matthias Zierold.

Superintendent Ralf-Peter Fuchs, der im Anschluss in die Kanzel trat, brachte es mit einfühlsamer Stimme auf den Punkt: "Es ist Zeit zu gehen. Matthias Zierold geht einen neuen Weg." Das sei so nach Auffassung von Fuchs das Leben. Die einen bleiben, die anderen gehen.

Dass es wirklich an der Zeit ist, zu gehen, dies wurde Matthias Zierold spätestens bei der Segnung durch Superintendent Ralf-Peter Fuchs und ausgewählten Motorrad-Fahrern bewusst. "Himmlische Abschiedstränen" kullerten da bei den zahlreichen Bikern und Einheimischen über die Wangen. Und auch am Pfarrer ging diese Zeremonie nicht spurlos vorbei.

Im Anschluss führten der Superintendent und Pfarrer Zierold den neuen Biker-Pfarrer, Ingolf Scheibe-Winterberg aus Schleiz, in das Amt ein. "Was ab jetzt auf mich zukommt, das weiß ich noch nicht. Doch ich hoffe, ihr akzeptiert und unterstützt mich", so Scheibe-Winterberg. Er hatte sich auf die neue Aufgabe schon gut vorbereitet und verglich das Motorrad mit dem Leben und stellte fest, dass gerade die Teilnehmer des Treffens wissen, wie wertvoll das Leben sei.

Wie sehr der "Guzzi-Pfarrer", wie Zierold liebevoll genannt wird, den Bikern in den Jahren ans Herz gewachsen ist, zeigten die anschließenden Dankes- und Abschiedsworte sowie die vielen Geschenke. Und es waren nur wenige, die ihre abermals ihre Tränen dabei verbergen konnten.

Nicht nehmen ließ es sich Matthias Zierold, am Nachmittag noch das Abblasen des Treffens durchzuführen. Der Pfarrer versicherte, als Gast nach Friesau zurückzukehren. Doch jetzt heißt es für ihn erst einmal: "Tschüß Deutschland - Willkommen Aserbaidschan". Und im Gepäck hat er nicht nur viele Erinnerungen an das Biker-Treffen in Friesau, sondern auch sein Motorrad, mit dem er die Reise in das neue Land antreten wird.

07.05.2007

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